Bauzinsen: Entwicklung und aktuelle Situation

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Bauzinsen: Entwicklung und aktuelle Situation

Posted by Tanya Yujelevski on 06/10/2023
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Lange Zeit befanden sich die Bauzinsen in einem historischen Tief. Zahlten Bauwillige im Januar 2010 noch 3,5 Prozent Effektivzins für einen Wohnungsbaukredit, lagen die Bauzinsen Anfang 2022 nur bei knapp über einem
Prozent – eine deutliche Bauzinsentwicklung nach unten, die eine Baufinanzierung günstiger werden lies. Das lag auch am niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), der ein wichtiger Ausgangspunkt für die Höhe der Bauzinsen ist.

Doch die Situation hat sich verändert: Angehende Immobilienbesitzer erleben derzeit schwierige Zeiten, denn die Bauzinsen liegen aktuell bei über vier Prozent. Weil sich eine Baufinanzierung über einen langen Zeitraum erstreckt, bedeuten bereits kleine Zinsunterschiede eine große zusätzliche Be- oder Entlastung. Wie lange der
Zinsanstieg noch andauert, ist ungewiss.

Nicht nur Bauzinsen steigen

Zu den steigenden Bauzinsen kommt noch eine Inflationsrate, in der Spitze knapp über 10 Prozent, die das angesparte Eigenkapital “auffrisst”. Gleichzeitig schießen wegen anhaltender Nachfrage die Immobilienpreise und Baupreise immer weiter in die Höhe.

Unsere Grafik zeigt Ihnen die Zinsentwicklung seit 2003 bei Immobilienkrediten an private Haushalte – mit Laufzeiten von bis 5 Jahre, bis 10 Jahre und über 10 Jahre. Die Werte basieren auf Angaben der Deutschen Bundesbank.

Bauzinsen aktuell: Leitzins und Inflationsrate

Leitzins und Inflationsrate beeinflussen unter anderem die aktuellen Bauzinsen.
Deshalb sollten Sie deren Entwicklungen immer im Blick  behalten. Hier fassen wir die wichtigsten Werte für Sie zusammen:

 Leitzins: Um der weiterhin zu hohen Inflation entgegen zu wirken, hat der Rat der
Europäischen Zentralbank (EZB) am 14. September 2023 die Leitzinsen im Euroraum noch
einmal um weitere 0,25 Prozentpunkte auf aktuell 4,50 Prozent angehoben. Laut Schwäbisch Hall-Kapitalmarktexperte Dr. Rainer Eichwede bedeutet die Erhöhung für die Baufinanzierungszinsen in Deutschland eines: “Sie werden nicht wesentlich sinken können.
Wir erwarten jetzt aber auch keine kurzfristigen Zinssprünge nach oben, sondern gehen davon aus, dass sie weiterhin in einer volatilen Seitwärtsbewegung verlaufen werden.”

 Inflationsrate: Die Inflationsrate in Deutschland lag laut dem Statistischen Bundesamt im August 2023 bei 6,1 Prozent. Im Juli hatte die Teuerungsrate − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat − noch 6,2 Prozent betragen.

Bauzinsen-Entwicklung: Das sagt unser Kapitalmarktexperte

Steigende Zinsen, steigende Preise – doch wie geht deren Entwicklung weiter und welche Auswirkungen haben sie auf den Immobilienmarkt? Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Prognosen sind durch die derzeitigen Rahmenbedingungen auch für unseren Kapitalmarktexperten Dr. Rainer Eichwede
schwierig:

Was bedeutet das für die Baufinanzierungszinsen?

Dr. Rainer Eichwede: “Wir können derzeit zwei gegenläufige Einflussfaktoren beobachten: Zum einen weicht die Inflation nur langsam zurück: Das bedeutet für Verbraucher höhere Ausgaben im Alltag und führt bereits – wie am Beispiel des öffentlichen Dienstes erkennbar – zu den so genannten Zweitrundeneffekten, weil die Tariflohnrunden weniger maßvoll sind als erhofft.

Auf der anderen Seite erkennen wir eine vorsichtiger agierende Wirtschaft, die sich in Deutschland um das Nullwachstum herumbewegt und in den USA Signale für eine
drohende Rezession sendet. Auch bleibt die Sorge, dass noch weitere kleine und mittlere Erschütterungen die Bankenlandschaft beschäftigen werden.”

Wo führt das aus Verbrauchersicht hin?

Eichwede: “Feststeht: Die Baufinanzierungszinsen werden angesichts der aktuellen EZB-Zinspolitik in den nächsten Jahren nicht wieder auf das langjährige Niedrigstzinsniveau der vergangenen 15 Jahre sinken können. Wir erwarten aber auch keine kurzfristigen Zinssprünge nach oben, sondern gehen davon aus, dass sie weiterhin in einer volatilen Seitwärtsbewegung verlaufen werden.”

Welche Folgen hat das für angehende Immobilienbesitzer?
Eichwede: “Derzeit erleben wir einen leichten Rückgang der Immobilienpreise.
Aufgrund der großen Nachfrage und der hohen Baukosten können die Immobilienpreise aber insgesamt nicht mehr viel nachgeben.

Der Gegentrend zeichnet sich bereits ab: Bauvorhaben werden im großen Stil verschoben, auch die Zahl der Baugenehmigungen geht weiter deutlich zurück. Das wird das Angebot an neuem Wohnraum in ein, zwei Jahren drastisch verknappen mit entsprechenden Auswirkungen für Mieter und Käufer. Mein Rat: Mit Eigenkapital vorsorgen, persönlichen Kassensturz machen, Finanzierungsangebote vergleichen, den lokalen Immobilienmarkt genau beobachten und bei passender Gelegenheit zuschlagen.”

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